Was tun bei innerer Leere? – Erste Schritte zurück zum Fühlen
Wenn sich innen nichts mehr regt
Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl:
Sie funktionieren noch – aber innerlich ist es still.
Kein Impuls, keine Freude, kein echtes Interesse.
Als hätte sich das Leben zurückgezogen.
Viele Menschen erleben dieses Empfinden – oft leise, manchmal über Wochen.
Manche sprechen es nie aus, weil sie sich dafür schämen oder es selbst nicht verstehen.
Doch das Gefühl innerer Leere ist kein Zeichen von Schwäche.
Es ist vielmehr ein Hinweis:
Etwas hat sich zurückgezogen – vielleicht, um Sie zu schützen.

Warum wir manchmal nichts mehr fühlen
Innere Leere ist kein Nichts.
Sie ist oft ein stiller Ausdruck davon, dass etwas zu viel war:
- zu viel Funktionieren
- zu wenig Halt
- zu viele Verluste
- zu lange keine Verbindung mehr zu sich selbst
Die Psyche schützt sich manchmal, indem sie Gefühle dämpft – auch die guten.
Nicht aus Schwäche, sondern weil es in dem Moment notwendig war.
Vielleicht ist diese gefühlte Abwesenheit nicht Ihr Feind –
sondern ein Schutz, der Sie durch Schwieriges getragen hat.
Ein verständlicher innerer Zustand, der jetzt gesehen werden möchte.
Kleine Schritte zurück ins Spüren
Es gibt keinen schnellen Weg aus der Leere.
Aber es gibt erste tastende Bewegungen, die helfen können, langsam wieder Verbindung aufzubauen.
Vielleicht möchten Sie heute einen dieser Schritte einfach einmal ausprobieren.
1. Sinnesanker setzen
Berühren Sie einen Gegenstand – eine Tasse, ein Kissen, die Tischplatte.
Spüren Sie Temperatur, Gewicht, Oberfläche.
Nicht, um „etwas zu fühlen“ – sondern um zu bemerken: Da ist etwas.
Ein erstes zartes Signal nach innen und außen.
2. Den Körper leise wahrnehmen
Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit in den Körper:
Wie fühlen sich Ihre Füße am Boden an?
Ihr Bauch oder Ihre Schultern – ganz ohne Bewertung?
Es geht nicht darum, etwas Bestimmtes zu empfinden.
Es genügt, da zu sein.
3. Etwas bewegen
Öffnen und schließen Sie langsam Ihre Hände.
Kreisen Sie Ihre Schultern – einmal vor, einmal zurück.
Vielleicht entsteht aus der Bewegung ein erster Gedanke:
„Ich bin noch da.“
Auch kleine körperliche Impulse bringen Leben zurück ins Erleben.
4. Einen inneren Satz finden
Vielleicht taucht ein Gedanke auf wie:
„Ich merke, dass ich nichts merke – und das darf gerade so sein.“
Es geht nicht ums Funktionieren.
Es geht um Kontakt – mit sich selbst, im eigenen Tempo.
5. Einen Blick nach außen wagen
Öffnen Sie ein Fenster oder schauen Sie nach draußen.
Benennen Sie, was Sie sehen:
- Ein Baum
- Ein Haus
- Licht
Manchmal reicht es, einen leisen Faden zwischen innen und außen zu spinnen.
Ein Blick nach draußen kann auch ein erster Blick zurück zu sich selbst sein.
Wenn Leere mehr ist als eine Phase
Nicht immer braucht es mehr als kleine Schritte.
Doch wenn das Gefühl von innerer Leere bleibt – über Wochen oder Monate –, lohnt es sich, hinzuschauen.
Begleitzeichen können sein:
- Antriebslosigkeit, Schlafstörungen
- Verlust von Freude oder Interessen
- Rückzug, Sinnverlust, Gedanken an Hoffnungslosigkeit
Nicht jede Leere ist eine Depression –
aber manchmal ist sie ihr stiller Vorbote.
Auch bei Traumafolgestörungen, emotionaler Taubheit oder tiefer Erschöpfung kann innere Leere ein zentrales Symptom sein.
Manchmal zeigt sie sich auch körperlich – in Form von Müdigkeit, Spannungen oder unerklärlichen Beschwerden.
Wenn Sie spüren, dass das Leben farbloser wird,
dass sich etwas dauerhaft verschiebt –
dann ist es kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen.
Was Psychotherapie in diesem Zustand leisten kann
Psychotherapie bedeutet nicht, Gefühle „herzustellen“.
Sie schafft Raum, in dem Kontakt wieder entstehen darf – langsam und sicher.
Ein Ort, in dem auch Leere da sein darf – ohne Druck, ohne Ziel.
Vielleicht beginnt es mit einem Satz wie:
„Ich spüre gerade nicht viel – aber ich bin hier.“
Psychotherapie kann helfen:
- sich selbst wieder wahrzunehmen
- die innere Beziehung zu klären
- alte Schutzmuster zu würdigen – und dann zu wandeln
- unverbundene Anteile achtsam zu integrieren
Sie müssen nichts fühlen, um gesehen zu werden.
Auch Leere darf einen Platz haben –
vielleicht gerade dort, wo sie bisher nie sein durfte.
Wenn Sie vermuten, dass mehr dahintersteckt
Leere hat viele Gesichter.
Wenn sie andauert oder sich mit anderen Symptomen verbindet,
kann es hilfreich sein, tiefer zu schauen.
Vielleicht möchten Sie mehr über Depression, emotionale Entfremdung oder Erschöpfung erfahren.
Ich begleite Sie gern bei einer behutsamen Klärung –
nicht mit Etiketten, sondern mit Raum für das, was sich zeigt.
Manchmal genügt ein erster Gedanke
